Westfalenpost berichtet: Siegen: „Katastrophe“ – Schutz für junge Geflüchtete weggespart

22.10.2024

Unbegleitete minderjährige Geflüchtete werden von der Siegener Fachstelle auch auf das Asylverfahren vorbereitet (Symbolbild).
© dpa | Uli Deck

 

Siegen. Die Fachstelle für unbegleitete minderjährige Geflüchtete sieht sich vor dem Aus. Das verstoße gegen die Kinderrechte und begünstige Radikalisierung.

Die NRW-Landesregierung sieht für den Haushalt 2025 massive Kürzungen im sozialen Bereich vor. Darauf weist der Verein für soziale Arbeit und Kultur Südwestfalen (VAKS) hin. Betroffen ist davon das Programm „Soziale Beratung von Geflüchteten“. Die Fachstelle für unbegleitete minderjährige Geflüchtete, die seit vielen Jahren beim VAKS betrieben wird, solle nicht weiter gefördert werden und werde voraussichtlich Ende des Jahres ihre Türen schließen müssen.

„Eine Katastrophe für alle Jugendlichen, die alleine aus dem Ausland in unsere Region geflohen sind und dringend auf eine professionelle und zielgruppenspezifische Beratung und Begleitung angewiesen sind“, heißt es in der Pressemitteilung des VAKS. Die Fachstelle für unbegleitete minderjährige Geflüchtete klärt junge Menschen über ihre Rechte und Pflichten im Asylverfahren auf, unterstützt sie bei ihrer Integration und zeigt Zugänge zu Bildung und Arbeit auf. Jedes Jahr betreut die Beratungsstelle rund 200 junge Menschen mit Fluchtgeschichte. Allein im Jahr 2024 wurden bislang 145 neue Klienten und Klientinnen in die Beratung aufgenommen.

Kinder flüchten vor Zwangsrekrutierung, Prostitution und Genitalverstümmelung

Junge Geflüchtete leben in Deutschland getrennt von ihren Eltern. „In unserer Arbeit begegnen uns täglich kinderspezifische Fluchtgründe. Das sind zum Beispiel Zwangsrekrutierungen als Kindersoldaten, geschlechtsspezifische Verfolgung wie weibliche Genitalverstümmelung, innerfamiliäre Gewalt, Kinderprostitution, Zwangsverheiratung oder Sippenhaft. Diese Zielgruppe benötigt eine spezifische Unterstützung und Beratung“, sagt Juliane Biewald, Beraterin der Fachstelle. Die Siegener Beratungsstelle für unbegleitete Minderjährige biete einen sicheren Ort, in dem junge Geflüchtete über ihre Erfahrungen sprechen können und eine Vorbereitung auf das Asylverfahren erhalten. „Der Wegfall dieses speziellen Beratungsangebotes würde diesen hoch traumatisierten jungen Menschen die notwendige Unterstützung verwehren und steht somit im Gegensatz zu geltenden Kinderrechten“, so Juliane Biewald weiter. Die intensive Begleitung und die Darstellung von echten Lebensperspektiven sei der beste präventive Schutz vor Radikalisierungen.

Netzwerk für Schulabschluss und Ausbildung

Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Beratungsstellen, Ausländerbehörden, Vormünder, Bildungseinrichtungen und anderen relevanten Akteuren biete die Beratungsstelle den jungen Geflüchteten eine umfassende Unterstützung, die weit über das Asylverfahren hinausgeht, stellt der VAKS fest. Der Wegfall der Fachstelle bedrohe die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den Akteuren und lasse diese besonders vulnerable Gruppe ohne ausreichenden Schutz und Betreuung zurück. Auch die schulische und berufliche Integration der jungen Geflüchteten würde durch den Wegfall der Fachstelle erschwert. „Alle sprechen davon, dass es in Deutschland einen sehr hohen Fachkräftemangel in vielen Bereichen gibt. Deshalb ist für uns unverständlich, warum die Landesregierung gerade an dieser Stelle kürzt, wo gerade jungen Menschen viele Wege der Qualifizierung in Deutschland offenstehen sollen. Viele der von uns betreuten Jugendlichen machen aktuell einen Schulabschluss oder sind in einer Ausbildung“, erklärt Leonie Sunar, Beraterin der Fachstelle.

„Wir als Beratungsstelle haben die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben.“

Juliane Biewald, Beraterin

Online-Petition und Kundgebung in Düsseldorf

„Wir als Beratungsstelle haben die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben“, sagt Juliane Biewald. „Wir fordern die NRW-Landesregierung eindringlich dazu auf, diese geplanten Kürzungen im Bereich der sozialen Dienste zurückzunehmen.“ Derzeit mobilisieren die Wohlfahrtsverbände, um die Kürzungen im gesamten Sozialbereich zu stoppen. So existiert eine Petition „Unabhängige Beratung für Asylantragstellende: NRW braucht Rechtsstaatlichkeit & Menschenrechte!“ (erreichbar über campact.de). Am Mittwoch, 13. November, findet eine Kundgebung in Düsseldorf statt.

Quelle: Westfalenpost 21.10.2024

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